Weltweit existieren mehr als 50.000 disperse Zwischen- und Endprodukte, die aufgrund ihrer Dispersitätseigenschaften besondere funktionale Produkteigenschaften aufweisen. So lässt sich zum Beispiel die Wirkstofffreisetzung einer pharmazeutischen Arzneiformulierung über die Feinheit der Wirkstoffpartikel steuern. Auch das Abbindeverhalten und die Festigkeit von Zement oder die Geschwindigkeit chemischer Reaktionen hängen direkt von der Feinheit und der damit zusammenhängenden spezifischen Oberfläche der beteiligten Partikel ab. Fließverhalten, Abriebverhalten, Staubverhalten, Packungsdichte oder Löslichkeit sind weitere Beispiele für unzählige Eigenschaften disperser Systeme, die sich über die Partikelgröße oder -form und deren Verteilung gezielt steuern lassen.
Die physikalischen Eigenschaften von Einzelpartikeln (wie Größe oder Form) und Partikelkollektiven (Verteilungen von Größe und Form) sind daher häufig Ziel- oder Kontrollgrößen der Produktgestaltung in Entwicklung und Herstellung. Die Partikelmesstechnik dient der zuverlässigen Charakterisierung dieser physikalischen Eigenschaften und der Bereitstellung entsprechender Kennwerte zur Beurteilung der Qualität eines Zwischen- oder Endprodukts. Die Anwendungsgebiete der Partikelmesstechnik sind dabei weit gestreut und äußerst heterogen, z.B.
- in Applikationsfeldern von der Aufbereitung mineralischer und metallischer Rohstoffe über die Herstellung und Verarbeitung von Pigmenten, Baustoffen oder Metallpulvern, der Polymer-, Fein- und Spezialitätenchemie bis zu regulierten GMP-Umgebungen in der Pharmazeutischen und Lebensmittelindustrie;
- in der Analyse verschiedener trockener und nasser disperser Systeme von Pulvern, Fasern und Granulaten über Emulsionen, Suspensionen und Schlämme bis hin zu Sprays und Aerosolen;
- in verfahrenstechnischen Prozessen der Partikelsynthese und den mechanischen Grundoperationen zur Veränderung
(a) der Partikelgröße oder Partikelform durch Zerkleinern oder Agglomerieren oder
(b) der Zusammensetzung von Partikelkollektiven durch Trennen oder Mischen.
Hier finden Sie verschiedene Einstiege in die Welt der Partikelmesstechnik, die eine Annäherung aus der jeweiligen Anwenderperspektive ermöglichen. Im Kontext anschaulicher Applikationen werden geeignete Messkonfigurationen zur Charakterisierung von Partikelgröße, Partikelform und deren Verteilung vorgestellt – für die Anwendung im Labor, in automatisierten Laborumgebungen oder direkt im Prozess.